Gelassen lief ich durch die regennassen Straßen und lauschte den Herzschlägen der Menschen, welche sich in ihren Häusern befanden oder in den Kneipen und Bars. Ab und zu kamen mir betrunkene Jugendliche entgegen, die lachend und torkelnd ihre Wege nach Hause suchten. Ich schenkte ihnen keine Beachtung, denn sie waren für mich nichts weiter, als irgendeine Mahlzeit.
Doch im Moment war ich gesättigt, da ich Stunden zuvor jagen war. Weit außerhalb der Stadt in den Wäldern. Menschen waren leichte Beute, wenn sie sich im Wald sicher fühlten.
Mein rotglühender Blick fiel zu dem noch nicht ganz runden Mond hinauf und schätzte ab, wann Vollmond war. Dennoch war auch dieses eher nebensächlich. Ein leises Seufzen entwich meinen Lippen, als ich beschloss zum Schloss zurückzukehren. Die Meister warteten gewiss schon auf den Bericht und meine Wiederkehr. Der Auftag, den sie mir auferlegt hatten war simple. Ich sollte lediglich einen Vampir aufspüren, ihn Informationen entlocken und anschließend beiseite schaffen. Nichts bewegendes.
Es war schon recht langweilig wenn man bedachte, dass im Moment alles so verräterisch ruhig war.
Unbewusst sog ich die Luft tief ein und vernahm einen Geruch. So ganz anders als die anderen. Verwundert blieb ich stehen, sog dabei erneut die kühle Abendluft ein und schluckte unwillkürlich das Gift hinunter, welches sich in meiner Mundhöhle gebildet hatte. Das Brennen in meiner Kehle weckte meinen gestillten Durst von neuem, als meine Sinne die Nuance des Duftes, welches mir entgegen strömte erfassten. So lieblich rein und unglaublich süß. Verlockend zog es mich in seinen Bann. Schien regelrecht nach mir zu rufen. Für einen Moment war ich verwirrt, denn solch ein Geruch hatte ich noch nie gewittert, noch hatte ich je so auf einen Duft reagiert.
Ehe ich mich versah, setzte ich mich in Bewegung. Ließ mich führen zu diesem wunderbaren Odor, welcher mir die Sinne raubte. Bevor ich überhaupt wusste was ich tat, betrat ich eine der Seitenstraßen und blieb abermals stehen. Mein Blick fixierte den Mann und die junge Frau, welche von eben diesem an die Wand gedrückt wurde. Mir war sofort klar, dass dieser kostbare Geruch von ihr entströmte. Das es ihr Blut war, welches mich so frohlockend hier her zog.
Augenblicklich entwich ein tiefes Grollen meine Kehle. Ehe der Typ wusste, wie ihm geschah riss ich ihn von dem hübschen Mädchen und presste ihn nicht gerade sanft an die Wand. Dunkel funkelten meine Augen ihn an, während seine Augen sich weiteten. Eine Welle süßen Blutes strömte mir entgegen, als ich die Brust durchbohrte und das wild schlagende Herz in der Hand umschloss. Mit einem Ruck riss ich es ihm raus und ließ ihn zu Boden sacken, während ich noch immer das Herz in der Hand hielt.
Gleichgültig blickte ich auf ihn herab, ehe ich das lebenswichtige Organ fallen ließ und mich in die Richtung drehte, in der das Mädchen zuvor gestanden hatte. Gewiss war sie davon gelaufen, jedoch sah ich sie noch, wie sie sich umdrehte und mich geradewegs ansah. Mit Schreckens geweiteten Augen sah sie auf die Szenerie, während ich die blutbesudelte Hand hob und genüsslich das Blut von den Fingerspitzen leckte.
Es schmeckte nicht so gut, wie das von ihr roch. Je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr wollte ich es. Ich wollte es besitzen, es mein eigen nennen. Und ich wusste, der Tracker war in dieser Nacht erwacht und würde nicht ruhen, ehe er das hatte, was er verlangte.